91 – Pilgerfahrt

284 km – 22.871 km

Um sieben wach geworden, es regnet immer noch. Erst mal Kaffee und dann weiter sehen. Ich plane die Tour nach Fisterra größtenteils über die Autobahn. Bei Regen Landstraße zu fahren, gehört nicht zu meinen Favoriten. Als ich anfange zusammen zu packen, hört es tatsächlich auf zu Regnen. Nett, finde ich richtig gut. Und als ich starte und den Regenkombi an habe, ist immer noch kein Regen. Bloß nicht beschweren. Artig die Regensachen anbehalten und statt Autobahn die parallel dazu laufende Landstraße gefahren. Es geht nicht schnell, die Straßen sind nass und überall liegt Laub … und ständig die Pilger, die auf dem Pilgerpfad Camino de Santiago/Jakobsweg entlanglaufen. Aber die Landschaft ist grandios, das hätte ich auf der Autobahn nie erlebt. Und das meine Route zu einem großem Teil auch Pilgerstrecke ist, hat den Nebeneffekt, dass ich auch einmal in meinem Leben pilgere – wer hätte das gedacht. Ist doch so …

Es gibt keine echte Küstenstraße wie in Kroatien, wo man immer den Blick auf das Meer hat. Hier in Nordspanien erheischt man ab und zu mal einen Blick auf den Atlantik. Wenn man wirklich was sehen will, muss man eine Stichstraße reinfahren und gucken was man sieht. Ich finde es ist mir ganz gut geglückt. Jedenfalls habe ich endlich mal wieder Kontakt mit dem Atlantik und mache direkt mein zweites Frühstück und genieße die Sicht, die Brandung, das Salz und auch das Leben!

Es gibt keine weiteren erwähnenswerten Ereignisse, außer mein Mittagessen an einer anderen schönen Atlantikbucht. Zu dem Zeitpunkt habe ich es dann aufgegeben, die Regensachen weiter anzubehalten. Es war echt nicht mehr zum Aushalten. Ich habe mich nicht beschwert!

Es geht immer wieder durch Eucalyptus-Wälder. Die haben ein irres Licht, noch nie gesehen das so viele Bäume, dicht an dicht, doch noch so viel Licht haben!

Seit meiner Mittagspause habe ich ein unwohles Gefühl. Woran liegt es? Das Alleine fahren? Angst, keinen Campingplatz zu finden? Mit dem Mopped liegen zu bleiben? Sie rotzt wieder so. Am Campingplatz wechsel ich die Kerzen … scheinbar liegt es doch an den Zügen. Und Morgen ist Sonntag, na toll! Sicher sind in Spanien die Baumärkte auch am Sonntag auf.
Wo wir bei dem Thema Ausrüstung sind … Die Helmkamera ist noch okay, es ist das Kabel, das bei dem Sturz in Mitleidenschaft geraten ist. Ja, ich finde Kabel total über. Das muss auch ohne gehen können …

Ich habe die Route heute gänzlich ohne Reiseführer oder sonstige Empfehlungen gemacht. Trotzdem sind so viele schöne Strecken dabei herumgekommen das ich vermute, das es an diesem Land liegt. Hier gibt es nur schöne Landschaft! Okay, ich habe nur einen Bruchteil gesehen … aber mir gefällt es sehr!

Meine Sorge um den Campingplatz war fast unbegründet. Die letzten 70km existierte zwar keiner, aber der Erste, der dann wieder hätte da sein sollen, war tatsächlich da und hatte auch noch offen. Ganz passabel sogar mit Toilettenpapier auf den … Dings. Nein, die spanischen Campingplätze sind echt nicht schlecht. Keine niederländische Qualtiät, aber ganz weit vorne. Die italienischen jedenfalls sind da weit, weit hinten. Sehr weit hinten!
Dieser Campingplatz jedenfalls hatte sogar ein Restaurant, das noch geöffnet war. Hmm, ich hatte ja noch Essen von gestern. Das geht ja gar nicht … aber Bier von gestern hatte ich nicht. Also zwei Große bestellt, der Blog muss ja Qualität haben! Merkt man es?
Das Vorkochen war eine total geniale Idee. Einfach das Essen aus der Mülltüte in den Topf drücken – hätte von Dr. Oetker kommen können – und aufwärmen. Jaaaaa, das ist dann wieder nicht so einfach. Der Benzinkocher kann vortrefflich heizen, aber erwärmen ist nicht so seine Stärke. Da hätte ich eine Bitte an meinen Elektroniker der SD-Karten löten kann – bitte eine Mikrowelle für den Motorradfahrer entwickeln, irgendwie multifunktional. Wenn gerade kein Heizen erforderlich, dann bitte als Kühlschrank nutzbar machen für Bier, Butter oder was man so braucht.

Und zum heutigen Schluss … das Thema Zweisamkeit.
Ich habe mich entschieden alleine durch Spanien weiter zu reisen und mich nicht mehr mit Volker treffen, um gemeinsam weiter zu fahren. Er ist gestern nicht wie ich weiter in den Westen/Süden gefahren, sondern er hat die nördliche Richtung eingeschlagen. Gestern war er am Atlantik bei Vieux Boucau gelandet. Ihn zieht es nach Hause, das Reisen alleine ist nichts für ihn.
Tut mir leid, aber zu zweit war es leider auch keine Option – für mich. Gute Reise! Auf ein späteres … !

3 Gedanken zu „91 – Pilgerfahrt“

  1. Man kann es nicht anders sagen : Spanien ist einfach klasse ! Da ist einfach alles dabei . apropos dabei , ich sehe doch auf deinem essentisch schon wieder einen WeinKorken liegen ! Zwei große und noch ne Pulle rijoa , müssen wir uns sorgen machen !? Tatsächlich haben sich deine literarischen Fähigkeiten im laufe der Reise ganz bemerkenswert entwickelt , für das Schreiben eines Buches solltest du nur noch 2 Jahre unterwegs sein müssen 😎mein Moped neigt auch ständig zum rotzen und knallen ,prüf doch mal die dk gummis und die Verschlussstopfen

  2. wenn du dann mal wieder zurück kommst, solltest du dich, neben dem Buch und dem Drehbuch, auch verschiedenen Spezifikationen widmen, um die Geräte die Du so mit schlürst auch Horst tauglich sind…
    Schön zu lesen, dass du über das Thema Zweisamkeit nachdenkst (bzgl. Volker) und wie auch immer deine Entscheidungen fallen..
    Ich mag es, wie Du schreibst….

  3. … ok ich lese auch mal Korrektur! 🙂 Oder berate Dich bei der ein oder anderen Wortfindungsschwierigkeit. Allerdings mache ich mir über die Prognose von Holger mit den 2 Jahren weiterer Reise-Tätigkeit für ein mögliches Buch ernsthaft Sorgen – Documenta ist erst in 5 Jahren und die Skulptur Projekte in 10 Jahren … Außerdem fände ich die Aussicht 2 weitere Jahre Strohwitwe zu sein ziemlich Sch****.
    Also – nicht, dass ich in irgendeiner Form subjektiv wäre – ich finde ein Buch zu schreiben ist eigentlich völlig überflüssig … 🙂
    Nebenbei bemerkt schließe ich mich der Meinung der vorherigen Kommentatoren an, dass Dein Schreibstil enorm an Stärke gewonnen hat! Wie heißt es nochmal so schön? Man wächst mit seinen Reisen??

Kommentare sind geschlossen.